Soziale Arbeit im Kindergarten

Einleitung

Immer mehr Kinder und ihre Familien sind von multiplen Problemlagen und Marginalisierung betroffen. Umstände, welche auch die Elementarpädagog*innen der oft zurückgezogenen Kinder, spüren und dem Nachkommen ihres Erziehungs- und Bildungsauftrages, erheblich erschweren. Der Ort, der diesem Phänomen entgegenwirken kann, ist der Kindergarten. Die Profession, die diesem Phänomen entgegenwirken kann, die Soziale Arbeit. Die Zusammenarbeit von Kindergarten und Sozialer Arbeit, in Form von Sozialer Arbeit im Kindergarten, scheint somit ein vielversprechendes Bündnis, um die betroffenen Kinder und ihre Familien in ihren Sorgen, Anliegen und Problemen zu unterstützen. Die entsprechenden Grundlagen wie Anonymität, Vertraulichkeit, Kostenlosigkeit oder die Ansiedlung des Angebotes an jenem Ort, an welchem sich die Kinder nahezu täglich aufhalten, scheinen die Sinnhaftigkeit eines solchen primär, sekundär und tertiär präventiven Angebotes noch zu unterstützen. Neben den Eltern soll sich das Angebot auch an andere für das Kind wichtige Angehörige, Elementarpädagog*innen, andere Professionen im Setting Kindergarten wie Sonderpädagog*innen und das Gemeinwesen richten, in dem es all jene zu begleiten versucht, welche so unmittelbar mit den Sorgen der Kinder und ihrer Familien konfrontiert sind.

Das Projekt „Soziale Arbeit im Kindergarten“ soll für die Begleitung der Kindergärten der Stadtgemeinde Neunkirchen (inklusive der Katastralgemeinden Mollram und Peisching) zuständig und das Ergebnis einer intensiven wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Soziale Arbeit im Kindergarten sein.

Ausgangslage

In den letzten Jahren konnte das Bewusstsein über die Notwendigkeit frühkindlicher Förderung und Unterstützung weitläufig etabliert werden. Mittlerweile sind daher zahlreiche Projekte entstanden beziehungsweise am Entstehen, um diesem Wissen Rechnung zu tragen.

Im Kindergartenjahr 2020/21 besuchten rund 500 Kinder einen Kindergarten der Stadtgemeinde Neunkirchen. Einer Stadt die, wie die Kinder- und Jugendhilfeplanung beweist, in einem hohen Ausmaß von Belastungsindizes wie Arbeitslosigkeit, Alleinerzieher*innenhaushalte, Migration,… betroffen ist. Umstände welche auch Kinder, oft sogar in massiver Art und Weise, betreffen, weshalb auch Elementarpädagog*innen mit den Auswirkungen dieser Belastungen konfrontiert werden.

Unterstützung finden die betroffenen Kinder oftmals nicht im eigenen Elternhaus, sondern im Kindergarten, was langfristig die Möglichkeiten und Kapazitäten der Elementarpädagog*innen und auch jene anderer Professionen im Kindergarten, übersteigen. Um hier eine Veränderung zu erwirken, müssen die Eltern und wichtigsten Angehörigen der betroffenen Kinder gestärkt werden. Sie müssen angeleitet werden, ein für ihre Kinder förderliches Umfeld und ein entsprechend förderliches Erziehungsverhalten zu etablieren. Dies kann, neben Elternbildung, dann gelingen, wenn Eltern (und wichtige Angehörige) in jenen, die Aufmerksamkeit bindenden Situationen – wie Arbeitslosigkeit, Partner*innengewalt, drohende Obdachlosigkeit, geringes finanzielles Einkommen, … – unterstützt und entlastet werden, so dass Energie frei wird, sich den Bedürfnissen der Kinder widmen zu können. Deshalb muss ein nächster und bedeutender Schritt die Implementierung von Sozialer Arbeit im Kindergarten sein.

Vorhaben und Aktivitäten

Die Sozialarbeiter*in bietet zu den geplanten Beratungsstunden im jeweiligen Kindergarten ein Repertoire an unterschiedlichen sozialarbeiterischen und sozialpädagogischen Methoden an, welche im Zuge der Beratungen zum Einsatz kommen. Durch die Methode der Einzelfallhilfe wird auf die individuellen Anforderungen der Eltern (und anderen wichtigen Angehörigen) eingegangen und entsprechende Unterstützung geboten. Der Fokus liegt auf der Elternbildung, sowie der professionellen Förderung der Erziehungsfähigkeit durch die Bearbeitung und Lösung der biopsychosozialen Probleme der Eltern und Angehörigen. Die Freiwilligkeit bildet die Basis der Einzelfallhilfe in der Sozialen Arbeit im Kindergarten, in dem so vertrauensbildenden Setting können alle Themen, welche die Eltern und Angehörigen aktuell beschäftigen, bearbeitet werden. In welchem Ausmaß Beratung in Anspruch genommen wird, entscheiden die Betroffenen selbst. Die Beratungen können sowohl von einzelnen Personen, aber auch von Gruppen aufgesucht werden. Besonders im Kindergartenalltag kann dadurch eine Entlastung der Elementarpädagog*innen und generell des Systems Kindergarten geboten werden. Die Kontinuität der Anwesenheit der Sozialarbeiter*in ermöglicht einen Beziehungsaufbau, welcher den Grundstein für künftige Beratungen legt.

Aber auch die Weitervermittlung an geeignete Stellen wird als Auftrag der Sozialarbeiter*in definiert sein. Dies setzt ein ständiges Vernetzen mit anderen Berufsgruppen voraus.

Darüber hinaus sollen spezifische Leistungen, die sich am beobachteten Bedarf orientieren, im Rahmen der vorhandenen Ressourcen angedacht werden (z.B. Entwicklung mehrsprachiger Informationsfolder).

Bezug zur lokalen Entwicklungsstrategie

Aktionsfeld 3; Output 1: Es gibt genügende Bildungsangebote zur Förderung von Beschäftigungsmöglichkeiten in der Region und im Sozialbereich.